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Arminius

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Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald zeigt den Cheruskerfürsten als Symbolfigur nationaler Identität

Arminius (in einigen Quellen auch Armenius; * um 17 v. Chr.; † um 21 n. Chr.) war ein Fürst der Cherusker, der den Römern im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen beibrachte. Die antiken Quellen bieten nur wenige biografische Angaben zu Arminius. Das nachantike Bild des Cheruskerfürsten ist vor allem durch die von Tacitus geprägte Formel „Befreier Germaniens“[1] bestimmt.

Das Bild des Arminius war vor dem 18. Jahrhundert keineswegs einheitlich. Die Humanisten erhoben ihn zum ersten Deutschen. In den konfessionellen Auseinandersetzungen wurde er von protestantischer und katholischer Seite vereinnahmt. In Deutschland wurde die an Arminius als historische Person angelehnte Gestalt Hermann der Cherusker ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine nationale Mythen- und Symbolfigur und Teil des deutschen Gründungsmythos. Dieses Arminius-Bild wurde in der Geschichtswissenschaft erst seit den 1970er Jahren von einer nüchterneren Betrachtungsweise langsam abgelöst. Arminius wurde seitdem von Teilen der Forschung als Anführer einer Revolte von germanischen Hilfstruppen in römischen Diensten angesehen. Sein germanischer Name ist unbekannt, weshalb über historische Parallelen zum Drachentöter Siegfried aus dem Nibelungenlied spekuliert wurde. Der Arminius-Stoff wurde häufig in Opern, Dramen, Gedichten, Liedern oder Romanen verarbeitet, darunter sind vor allem Daniel Casper von Lohensteins Barockroman Großmuethiger Feldherr Arminius (1689/90), Klopstocks „Hermann-Barditen“ (1769–1787) und Kleists Drama Hermannsschlacht (1808/09) zu nennen.

Leben bis zur Varusschlacht

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Herkunft und Jugend

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Nur wenige biografische Details über Arminius sind bis zur Varusschlacht bekannt. Arminius wurde um 18/17 v. Chr. als Sohn des Cheruskers Sigimer/Segimer geboren, der eine führende Stellung in seinem Stamm hatte. Velleius Paterculus nennt den Vater des Arminius princeps gentis eius („Erster seines Stammes“), was gewöhnlich mit der etymologisch ähnlichen Bezeichnung „Fürst“ übersetzt wird.[2] Der Name seiner Mutter, die noch im Jahr 16 n. Chr. lebte, wird nicht genannt. Arminius’ Vater stand wie sein Onkel Inguiomer auf der Seite der Römer und führte die prorömische Partei unter den Cheruskern an. Ebenso wie sein Bruder Flavus diente Arminius als Führer germanischer Verbände (ductor popularium)[3] längere Zeit im römischen Heer und wurde so mit dem römischen Militärwesen vertraut. In dieser Funktion diente er während des dem Pannonienkrieg vorangehenden Feldzugs (prior militia) vom Spätherbst 4 n. Chr. bis mindestens 6 n. Chr. im römischen Lager. Dabei erwarb er sich das römische Bürgerrecht sowie den Rang eines Ritters[4] und erlernte die lateinische Sprache.[5] Wahrscheinlich war Arminius in den Jahren 6–7 n. Chr. mit seinem Verband an der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes beteiligt.[6] Wiederholte Annahmen, Arminius habe im römischen Militär eine Karriere als „Berufsoffizier“[7] gemacht oder „eine den regulären Auxiliareinheiten stark angenäherte Truppe“ von Cheruskern kommandiert, sind unbeweisbare oder anachronistische Vermutungen.[8]

Die Verwandtschaft des Arminius

Um das Jahr 7/8 n. Chr. kehrte Arminius in das cheruskische Stammesgebiet zurück. Arminius besaß zu dieser Zeit keineswegs die alleinige Macht bei den Cheruskern. Er war damals innerhalb der cheruskischen Führungsschicht mit Auseinandersetzungen konfrontiert. Segestes, der Vater der Thusnelda, war gegen eine Verbindung seiner Tochter mit Arminius, die wohl zu dieser Zeit seine Ehefrau wurde.

Aufstand gegen Varus

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Als der Statthalter (legatus Augusti pro praetore) Publius Quinctilius Varus in das Cheruskerland bis an die Weser vorrücken wollte, sah Arminius im Herbst des Jahres 9 n. Chr. die Zeit für einen Aufstand gekommen. Er hielt sich mit seinen Gesinnungsgenossen, von denen Segimer genannt wird,[9] bewusst im Lager des Varus auf, nahm dabei oft an dessen Tafel teil und versuchte, das Vertrauen des Statthalters zu gewinnen. Als Varus sich auf dem Weg in sein Winterlager befand, wurden ihm Unruhen gemeldet. Die Warnung des Fürsten Segestes noch am Vorabend des Aufbruchs, Arminius in Ketten zu legen, da er Verrat an Rom plane, nahm Varus nicht ernst.[10] Der Vorwurf naiven Vertrauens und mangelnder Vorsicht des Varus gegenüber Arminius, den manche Quellen erheben,[11] wird in der modernen Geschichtswissenschaft teilweise relativiert. Varus handelte wie gewöhnlich bei der Provinzialisierung eines eroberten Gebietes. Arminius wurde aufgrund seines römischen Bürgerrechtes und seines Ritterranges von Varus wohl als römischer Verbündeter angesehen, der als Anführer der dringend benötigten germanischen Hilfstruppen helfen konnte, die Lage ruhig zu halten.[12]

Auf dem Weg zu dem von den Germanen gemeldeten Aufstand mussten die Römer durch ein ihnen wenig bekanntes Gelände, wo sie in einen Hinterhalt gerieten. Arminius besiegte in der Varusschlacht durch einen überraschenden Schlag die römische Besatzungsmacht. Als Ort der Kämpfe wurde Kalkriese bei Osnabrück diskutiert.[13] Neuere chemische Untersuchungen haben diese Annahme stark erhärtet.[14] Die 17., 18. und 19. Legion sowie sechs Kohorten und drei Alen (Auxilien)[15] gingen am Saltus Teutoburgiensis unter; Varus nahm sich das Leben. Welche Rolle Arminius während der Schlacht konkret spielte, ist ungewiss, sicher ist nur, dass er der Oberbefehlshaber der Germanen war, zu denen er noch auf dem Schlachtfeld sprach.[16] Schon seit Theodor Mommsen wird aufgrund von Fundmünzen vermutet, dass die Schlacht im Raum Bramsche-Kalkriese stattfand.[17] Seit 1987 werden in diesem Gebiet Ausgrabungen vorgenommen.

Aufgrund seiner Quellenanalyse schließt Dieter Timpe, dass es unmittelbar nach der Varusniederlage zu einer „westwärts gerichteten Offensive“ der aufständischen Germanen gekommen sei,[18] was die neuere Forschung jedoch ablehnt. Die Konsequenzen der Niederlage waren verheerend. Alle römischen Kastelle im rechtsrheinischen Germanien wurden erobert mit Ausnahme von einem Stützpunkt, der mit dem nicht sicher lokalisierten Aliso identifiziert wird.[19] Die Köpfe der Getöteten ließ Arminius auf Lanzen an den feindlichen Wall herantragen, um somit die Hartnäckigkeit der Belagerten zu brechen.[20] Als die Germanen das Gerücht vernahmen, Tiberius rücke mit einem Heer heran, zogen sich viele von ihnen zurück. Die römische Kastellbesatzung konnte sich wohl erst im Frühjahr 10 bis zum Rhein durchkämpfen.[21]

Motive für den Aufstand

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Nach Tacitus berief Arminius sich auf das Vaterland, die Ahnen, Tradition, Ruhm und Freiheit.[22] Die antike Historiografie sieht die möglichen Gründe für den Aufstand in der restriktiveren Verwaltung und Rechtsprechung des Varus, dem damit verbundenen Einfluss- und Machtverlust, den Tributforderungen und dem durch die Quellen bezeugten arroganten und unsensiblen Auftreten des Varus und weiterer Römer gegenüber den Cheruskern und anderen am Aufstand beteiligten Stämmen. Römischen Sitten und Bräuchen gegenüber waren die Germanen in der Mehrheit der Stämme und Stammesführer sehr reserviert. Arminius mag auch nach Macht über andere cheruskische und sonstige am Aufstand beteiligte Stämme gestrebt haben oder von einem Ehrbegriff geleitet worden sein.[23] Der Überfall auf das Heer des Varus war jedoch keine einheitsstiftende Gemeinschaftstat der Germanen, sondern es waren im Wesentlichen die Stämme aus dem nordwestlichen Mittelgebirgsraum zwischen Ems und Weser beteiligt. Friesen und vielleicht auch Chauken hielten Rom auch nach dem Jahr 9 die Treue.[24]

Leben nach der Varusschlacht

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Weitere Konflikte mit Rom

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Nach der Varusniederlage wurde der Abzug der Leibwache durch Augustus angeordnet. Dieter Timpe hielt deshalb Verbindungen zwischen Arminius und der Leibwache in Rom für wahrscheinlich, die Augustus dazu veranlasst hätten, diese zu entlassen.[25] Allerdings widerspricht dieser These die Rückführung der germanischen Leibwache nach Rom wenige Jahre später, die von Tacitus bezeugt wird.[26] Die römische Niederlage bedeutete zwar einen schweren Rückschlag, jedoch noch nicht den endgültigen Rückzug der römischen Germanienpolitik auf die Rheingrenze. Unter der militärischen Führung des Tiberius wurde die Flotte wieder eingesetzt, die drei verlorenen Legionen wurden sofort ersetzt und die Gesamtzahl der am Rhein stationierten Legionen auf acht erhöht. Der Zeitzeuge Velleius Paterculus berichtet von bedeutenden militärischen Aktivitäten unter dem Kommando des Tiberius, bei denen weite Teile Germaniens verwüstet worden seien. Allerdings ist das Ergebnis der Feldzüge in den weiteren Quellen widersprüchlich dargestellt,[27] weshalb nicht sicher ist, was Tiberius in den Jahren 10 bis 12 erreichte. Er soll nur mit äußerster Vorsicht und strenger Disziplin versucht haben, in Germanien vorzudringen.

Wohl in Erwartung weiterer Auseinandersetzungen mit Rom strebte Arminius daher ein Bündnis mit dem Markomannenkönig Marbod an; der abgetrennte Kopf des Varus wurde an Marbod gesandt. Marbod lehnte das Bündnisangebot des Arminius ab und schickte den Kopf an Augustus. Der Princeps soll, als er von der Niederlage erfuhr, seine Kleider zerrissen und ausgerufen haben: „Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück!“[28] Augustus ließ das Haupt des Varus ehrenvoll im Familiengrab bestatten.[29]

Im Jahre 13 übergab Augustus Germanicus, dem von Tiberius adoptierten Sohn des Drusus, die Befehlsgewalt über die Truppen. Mit acht von 25 Legionen befehligte er fast ein Drittel der gesamten römischen Streitmacht und damit ein wesentlich größeres Heer als Varus.

Die antiken Autoren überliefern keine konkreten Zahlenangaben zum Arminiusheer, weshalb dessen Stärke während der Germanicus-Feldzüge (14 bis 16 n. Chr.) in der Forschung unterschiedlich eingeschätzt worden ist. So hat Kurt Pastenaci eine Zahl von 40.000 Mann angenommen,[30] neuere Schätzungen gehen von etwa 50.000 Mann aus,[31] mit beträchtlichem Spielraum nach oben und unten.

In den Jahren 14 bis 16 n. Chr. führte Arminius eine erweiterte Koalition germanischer Stämme in Abwehr der von Germanicus geführten römischen Wiedereroberungsexpeditionen. Trotz gegenteiliger Darstellungen war der größte Erfolg des römischen Unternehmens lediglich die Gefangennahme Thusneldas, der Ehefrau des Arminius.[32]

Thusnelda wurde im Jahr 15 n. Chr. von Germanicus gefangen, als ihr Vater Segestes sie dem Römer auslieferte. Sie war zu dieser Zeit schwanger und brachte in der Gefangenschaft ihren Sohn Thumelicus zur Welt, der in Ravenna aufwuchs. Der von Tacitus[33] angekündigte Bericht über dessen weiteres Schicksal ist nicht erhalten; vielleicht starb er also zur Zeit einer „Lücke“ in den Annalen, etwa 30–31 n. Chr. Möglicherweise war er 47 n. Chr. bereits tot, als sich die Cherusker von Kaiser Claudius den Italicus zum König erbaten.[34] Sichere Belege gibt es jedoch nicht.

In der ersten Schlacht, nicht weit vom Ort der Varusschlacht, lockte Arminius die römische Reiterei in eine Falle. Jedoch hatte Germanicus rechtzeitig seine Legionen herangeführt, so dass der Kampf unentschieden endete.[35] Danach zog sich Germanicus an die Ems zurück, wobei er die Hälfte seiner Armee unter die Führung des Caecina stellte; diese Armee sollte über die langen Brücken nach Vetera marschieren und entlang der Nordseeküste den Rhein erreichen. Arminius überholte die Legionen Caecinas in Eilmärschen. Es kam zu einer mehrtägigen Schlacht, die, wie von Tacitus[36] beschrieben, zunächst große Ähnlichkeit mit der Varusschlacht aufwies. Doch am letzten Tag, als die Römer geschlagen und entmutigt in ihrem Lager saßen, riet Arminius’ Onkel Inguiomer zum Angriff auf das Lager. Arminius plädierte dafür, bei der bewährten Taktik des Überfalls auf das marschierende Heer zu bleiben, konnte sich aber nicht durchsetzen. Beim folgenden Sturm auf das Lager erlitten die Germanen einen Rückschlag. Arminius blieb im Kampf unversehrt, Inguiomer wurde schwer verwundet, und die Reste der Armee Caecinas konnten sich über den Rhein retten.

Kämpfe des Jahres 16 n. Chr.

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Der römische Befehlshaber Germanicus war der Gegner des Arminius in den Jahren 14–16 n. Chr.

Im Jahre 16 n. Chr. unternahm Germanicus mit acht Legionen einen neuen Feldzug gegen die Cherusker und ihre Verbündeten, um erneut zu versuchen, Germanien zu erobern. Die Cherusker zogen sich hinter die Weser zurück und die Römer folgten ihnen. Vor der Schlacht führten Arminius und sein in römischen Diensten stehender Bruder Flavus angeblich ein Streitgespräch, wobei sie einander von gegenüberliegenden Seiten der Weser zuriefen. Laut Tacitus vertrat Arminius in diesem Gespräch das heilige Recht des Vaterlandes, die altüberkommene Freiheit und die germanischen Götter, während der romfreundliche Flavus seinem Bruder die Größe Roms, die Macht des Kaisers und die harten Strafen für Aufständische vorhielt. Flavus versicherte, Thusnelda und ihr Sohn würden gut behandelt. Zur Einigung kam es dabei nicht, vielmehr soll Flavus nur von einem Kameraden von einem Gefecht zurückgehalten worden sein.[37]

Am folgenden Tag überschritt Germanicus die Weser und bereitete alles zum Angriff vor. Einen Tag später trafen die Heere bei Idistaviso aufeinander. Tacitus beschreibt die Schlacht als großen römischen Sieg, Arminius wurde in der Schlacht schwer verwundet und konnte nur einer Gefangennahme entkommen, indem er sich das Gesicht mit seinem eigenen Blut bestrich. Trotz hoher Verluste waren die Germanen noch stark und kampfeslustig genug, um den Römern erneut entgegenzutreten. Die Germanen wählten sich mit dem Grenzwall der Angrivarier wiederum ein günstiges Terrain zwischen einem Fluss und Wäldern aus. In der Schlacht vom Angrivarierwall zeigte sich Arminius geschwächt, entweder wegen der beständigen Gefahren oder weil ihn die Verwundung hemmte. Obwohl die Römer siegten, sah sich Germanicus genötigt, Germanien bereits im Sommer erneut zu verlassen, lange vor einem geplanten Rückzug ins Winterlager. Mit seinem Rückzug an den Rhein war der römische Eroberungsversuch endgültig gescheitert. Der hartnäckige germanische Widerstand und die damit verbundenen römischen Verluste erklären die Abberufung des Germanicus durch den neuen Kaiser Tiberius und damit den Verzicht auf eine weitere offensive römische Grenzpolitik. Tiberius hielt es für das Beste, die Germanen ihren inneren Zwistigkeiten zu überlassen.[38]

Interne Stammeskonflikte und Tod

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In den Jahren 9 bis 16 n. Chr. gehörten zu den Verbündeten des Arminius neben den Cheruskern die Brukterer, die Usipeter, Chatten, Chattuarier, Tubanten, Angrivarier, Mattiaker und Lander.[39] Im Frühjahr 17 n. Chr. kam es zu einer Schlacht gegen Marbod, aus dessen Machtbereich die Semnonen und Langobarden zu Arminius übergelaufen waren. Dagegen ging Inguiomer, der Onkel des Arminius, zu Marbod über. Marbod wurde von Arminius besiegt und musste sich nach Böhmen zurückziehen.[40] Jedoch konnte Arminius seinen militärischen Erfolg nicht weiter ausnutzen, da er nicht in die natürliche Festung Böhmen eindringen konnte. Danach musste er sich mit innergermanischen Rivalitäten und auf germanischer Seite zahlreichen wechselnden pro- und antirömischen Positionen auseinandersetzen. Vorwiegend (doch nicht stets) auf Seiten der Römer kämpften die Ubier, die Bataver und teils auch die Friesen.

Die Koalition des Marbod strebte kein eigenes Großreich an, sondern warf vielmehr Arminius vor, die Königsherrschaft über ein solches anzustreben.[41] Ein Angebot des Chattenfürsten Adgandestrius, Arminius mit Gift töten zu lassen, lehnte Rom formal ab;[42] ob Rom dennoch versucht haben könnte, seinen Tod herbeizuführen, ist nicht bekannt. Das brieflich unterbreitete Angebot verdeutlicht nicht nur weitere Spannungen in der Führungssippe, sondern einen Bruch des cheruskisch-chattischen Bündnisses. Im Jahr 21 wurde Arminius von Verwandten ermordet.[43]

Das Wissen über Arminius beruht ausschließlich auf römischen Schriftquellen und archäologischen Funden, da die Germanen keine Schriftkultur besaßen. Die zeitgenössische Historiografie urteilte, dass Verrat Varus zu Fall gebracht habe, und war an der Person des Arminius selbst nicht interessiert. Eine erste beiläufige Erwähnung des Arminius findet sich bei Strabon.[44] Velleius Paterculus sieht Varus als den Hauptverantwortlichen für die verlorene Schlacht. Er verbindet die Herabwürdigung des Varus literarisch geschickt mit einer Charakterisierung des Arminius, die zahlreiche Topoi aufweist, worunter scheinbar charakteristische Merkmale verstanden werden, die oft nur die Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln. Topoi wurden in der antiken Literatur, besonders in der Ethnographie, häufig zur Beschreibung von „Barbaren“ verwendet. So werden die am Aufstand beteiligten Germanen als wild und verlogen charakterisiert.[45] Florus berichtet, die aufständischen Germanen hätten den römischen Soldaten in der Schlacht bei lebendigem Leib Augen und Zunge herausgerissen.[46]

Erst Tacitus setzt sich intensiv mit Arminius auseinander und misst ihm historische Bedeutung zu. Er kritisiert das Schweigen der zeitgenössischen Autoren im Hinblick auf Arminius:

„Die griechische Geschichtsschreibung kennt ihn nicht, und bei den Römern spielte er nicht die ihm gebührende Rolle, da wir die alte Geschichte rühmend hervorheben und der neuen gleichgültig gegenüberstehen“.[47]

Die Charakterisierung des Arminius bei Tacitus ist nicht so nüchtern wie die des Velleius Paterculus, da Tacitus, anders als dieser, Arminius für den Untergang der Legionen verantwortlich macht. Allerdings bedient sich auch Tacitus bei seiner Arminiusdarstellung der üblichen Topoi: Arminius wird als listiger Intrigant dargestellt, der sich rühmt, die Römer in einem ehrlichen Kampf besiegt zu haben,[48] während in Rom allgemein bekannt war, dass Varus in einen Hinterhalt gelockt worden war. Gandestrius, der in Rom um Gift bittet, um Arminius zu töten, wird ebenfalls als hinterlistig beschrieben, indem seinem Angebot die römische Position entgegensetzt wird, Rom besiege seine Gegner nicht mit Betrug und Hinterlist, sondern im offenen Kampf. Arminius wird auch als gehässig dargestellt: Er verspottet seinen romfreundlichen Bruder Flavus bei einem Streitgespräch an der Weser wegen seines verlorenen Auges.[49] Tacitus charakterisiert Arminius in negativem Kontrast zu Segestes, Marbod und Flavus, die zumindest zeitweise eine romfreundliche Position vertraten.

Geografische Beschreibungen der Schlachtfelder, die etwa durch feuchtkaltes Klima, dichte Wälder und moorigen Untergrund geprägt gewesen seien, werden in der Forschung allgemein als topische Vorstellungen der Römer für nördliche Länder angesehen, die die Autoren mittels einer Ekphrase nutzten. Schlachtdarstellungen, die auf die Varus-Niederlage folgten, wie etwa die Caecinaschlacht, wurden von den antiken Geschichtsschreibern vermutlich auf der Grundlage der detaillierten Berichte zur Varusschlacht nachmodelliert. Dadurch konnten Ereignisse, wie die gelungene Flucht des Caecina im Gegensatz zu Varus, der auf dem Schlachtfeld sein Leben ließ, direkt verglichen werden. Diese Schlachtdarstellungen gelten daher als unhistorisch.[50]

Der von Tacitus geschilderte Zornausbruch (ira) des Arminius nach der Gefangennahme seiner Frau durch die Römer mit kurzzeitigem Wahnsinn (brevis insania) ist vermutlich eine literarische Fiktion, da sich hierin Ansichten der damals sehr populären stoischen Schule spiegeln, welche das unbeherrschte Auftreten von Affekten als unrömisch und Kennzeichen eines Tyrannen oder Barbaren auffasste.[51]

Die soziale Struktur der Cherusker wird nur vage überliefert. Tacitus gab durch den Begriff der Königsherrschaft und seinen Hinweis auf das Freiheitsverlangen der Cherusker seinem Publikum Assoziationen an das Ende der eigenen tyrannischen Königszeit vor. Er deutet damit eine Adelsherrschaft der Cherusker an, die Arminius abschaffen wollte. Die Amtsgewalten des Stammesführers werden nicht beschrieben. Die Bezeichnung Fürst (princeps), durch die Arminius charakterisiert wird, bezeichnet eine freiheitlich-republikanische Herrschaft im Gegensatz zum Begriff des rex (König), mit dem eine tyrannische Herrschaft beschrieben würde.[52]

Neben der Suche nach dem Ort der Varusschlacht ist die Suche nach dem wirklichen Namen des Arminius die am häufigsten diskutierte Frage in der Arminiusforschung. Die antiken Geschichtsschreiber Strabon, Cassius Dio und die Tacitushandschriften legen die Schreibweise Armenius nahe.[53] Velleius Paterculus (um 29/30 n. Chr.) überliefert den Namen „Arminius, Sohn des Sigimer“, ohne weitere Zusätze:

„Damals gab es einen jungen Mann von vornehmer Abstammung, der persönlich tapfer, schnell von Begriff und über das Maß der Barbaren hinaus begabt war; er hieß Arminius, der Sohn Sigimers, eines Fürsten dieses Stammes.“[54]

Gemäß dem üblichen römischen Sprachgebrauch bezeichnete Armenius einen Bewohner Armeniens. In der Forschung wurde daher vermutet, dass „Arminius“ ein cognomen sei und damit beispielsweise „der Armenische“ bedeuten könne und es sich somit auf einen für Armenien zuständigen Feldherrn beziehe. Allerdings wurde gegen diese Vermutung eingewandt, dass die entsprechende lateinische Bezeichnung nicht Armenius, sondern Armenicus oder Armeniacus war, wie die später Lucius Verus und Mark Aurel für einen Sieg über Armenien verliehenen Beinamen zeigen.[55] Eine Ableitung aus dem geographischen Begriff „Armenien“ ist mit den damit verbundenen weitreichenden Konsequenzen für die Biographie des jungen Arminius problematisch. Außerdem überliefert Velleius niemals die Namensform Armenius, sondern ausschließlich Arminius.

Der Name Arminius scheint daher originär römisch und nicht von einem germanischen Namen ableitbar zu sein.[56] Da es zur Zeit des Augustus üblich war, dass ein Nichtrömer bei der Bürgerrechtsübertragung den Namen des Römers annahm, der ihm dieses Recht verschafft hatte, wird außerdem vermutet, dass ein etruskisches Rittergeschlecht der Arminii Namenspatron gewesen sei und es sich somit bei Arminius um ein nomen gentile handele.

Der später weitverbreitete Name „Hermann“, aus germ. *Charioman „Heer-mann“, lat. dux belli, für Arminius wird meistens Martin Luther zugeschrieben. Luther bekannte: „Wenn ich ein poet wer, so wollt ich den zelebrieren. Ich hab ihn von hertzen lib“.[57] Doch könnte als erster Beleg für die Namensnennung auch Johannes Aventinus (1526) in Frage kommen.[58] Hermann ist somit ein Produkt aus der Zeit der beginnenden Germanenrezeption des Humanismus.

Arminius–Siegfried

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Neben Arminius galt auch der Siegfried des Nibelungenlieds als deutscher Freiheitsheld: Titelblatt des Dramas von Friedrich Hebbel (1861).

Im Jahr 1837 versuchte der Germanist Adolf Giesebrecht[59] zu zeigen, dass das Nibelungenlied seinen historischen Ursprung in der Arminiusgeschichte habe und dass Arminius und Siegfried der Drachentöter ein und dieselbe Person seien. Diese Überzeugung hatte bereits Karl Ludwig Sand, der Mörder des Schriftstellers August von Kotzebue, kurz vor seiner Hinrichtung 1820 vertreten:

„Will uns die deutsche Kunst einen erhabenen Begriff von Freiheit bildlich geben, so soll sie unsern Hermann, den Erretter des Vaterlandes, darstellen, stark und groß, wie ihn das Nibelungenlied unter den Namen Siegfried nennt, der kein anderer als unser Hermann ist“.[60]

Im 20. Jahrhundert wurde diese These von namhaften Wissenschaftlern – zu den bekanntesten zählen hier vor allem Dieter Timpe, Ernst Bickel und Otto Höfler – vertreten oder zumindest in Erwägung gezogen. Die Befürworter einer Parallele zwischen Arminius und Siegfried begründen diese zum einen mit dem Namen Sigimer = Siegmar des Vaters von Arminius, dessen Wortstamm von Generation zu Generation weitergegeben worden sei (wie beispielsweise auch bei Segest und Segimund). Durch diese Weitergabe des Wortstammes „Sieg-“ und unter der Annahme, dass Arminius sein Erstgeborener sei, ist vermutet worden, dass der germanische Name des Arminius Siegfried sei. Parallelen zwischen Arminius und Siegfried wurden darin gesehen, dass beide Figuren heimtückisch durch die Verwandtschaft ermordet wurden.[61] Es wurde auch vorgeschlagen, die Tarnkappe damit in Verbindung zu bringen, dass Arminius jahrelang wie ein Römer gelebt habe und für sein Volk mithin unsichtbar gewesen sei. Der Hildesheimer Silberschatz wurde bereits von Höfler als Tafelgeschirr des Varus und Siegesbeute des Arminius interpretiert. Der geschuppte, schier unverwundbare Drache wiederum sei eine mythische Überformung des aus gepanzerten Legionären bestehenden Heeres des Varus. Überdies wurde der Bericht des Tacitus, nach dem Arminius noch zu Beginn des 2. Jahrhunderts Gegenstand germanischer Heldenlieder gewesen sei und die Taten des Arminius gerühmt und sein tragischer und allzu früher Tod betrauert würden,[62] mit einer Vorform des Nibelungenlieds gleichgesetzt. Jedoch ist die Deutung dieser Tacitus-Stelle umstritten, da unsicher ist, ob hier tatsächlich die frühesten germanischen Heldenlieder geschildert werden oder ob Tacitus vielmehr nur einen Topos antiker Ethnografie aufnimmt. Die von Tacitus beschriebenen Gesänge, in denen an Arminius erinnert worden sei, wurden teils als Preislieder angesehen, die nicht unbedingt Vorformen von Heldendichtung gewesen sein müssen.

Die von Höfler in den Jahren 1959 bis 1978 publizierte Hypothese über die Verwurzelung der Figur des Drachenkampfes in dem Sieger der Varusschlacht fand fachintern sowohl Annahme als auch harsche Ablehnung.[63] Vor allem außerhalb der Altgermanistik wird von Historikern die Hypothese zumeist sehr kritisch bewertet und als eine phantasievolle Ausformung des wissenschaftlichen Positivismus in der durch die Romantik geprägten Gründungszeit der Germanistik verstanden. Von der Lokalisierung der Varusschlacht über die Gleichsetzung von Arminius und Siegfried bis zur Umdeutung der Schlacht zum Drachenkampf ist in der Tat kein einziges Glied der Argumentationskette gesichert. Vielmehr baut Vermutung auf Vermutung auf, eine als methodisch problematisch geltende Vorgehensweise. Den Verfechtern der Siegfried-Hypothese wird zudem vorgeworfen, bei der Auswertung der Sage zu selektiv vorzugehen und alles, was nicht zu ihrer Annahme passe, für eine spätere Erfindung zu halten – damit sei die Gefahr eines Zirkelschlusses gegeben.

Ferner wird heute die Verlässlichkeit später verschriftlichter mündlicher Überlieferung geringer eingeschätzt als noch vor drei Jahrzehnten.[64] Eine Verbindung zwischen dem Sieg des Arminius und dem Nibelungenlied bleibt daher insbesondere wegen der Annahme eines mehr als zwölf Jahrhunderte umfassenden Zeitabstands zwischen historischem Ereignis und seiner Verschriftlichung sehr fraglich. Die Verbindung Arminius-Siegfried gilt daher der großen Mehrheit der heutigen Fachwissenschaftler als unbeweisbare Spekulation.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

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In der Literatur der Antike und des Mittelalters spielte der Cheruskerfürst keine nennenswerte Rolle.[65] Erst die Wiederentdeckung der Germania des Tacitus im Jahre 1455 im Kloster Hersfeld und der Annalen mit den Abschnitten über Arminius im Jahre 1507 im Kloster Corvey weckten das Interesse an den Germanen und an Arminius. Beide Werke bildeten seit dem Zeitalter des Humanismus eine der wichtigsten Grundlagen für das um die Person des Arminius entstehende deutsche Nationalbewusstsein. Tacitus schrieb über Arminius:

„Er war unbestritten der Befreier Germaniens“ (liberator haud dubie Germaniae).[66]

Unter Bezug auf diese Worte wurde Arminius in der deutschen Literatur seit dem 16. Jahrhundert zur nationalen Symbolfigur erhoben.

Bereits 1529 rühmte Ulrich von Hutten den Cherusker Arminius in seinem Arminius-Dialog als „ersten Vaterlandsverteidiger“, um somit den Deutschen seiner Zeit eine gemeinsame kulturelle Identität sowie moralische und militärische Überlegenheit zuzuschreiben. In diesem Dialog wird Arminius in eine Reihe mit den größten Feldherrn der Antike gestellt – Alexander dem Großen, Hannibal und Scipio dem Älteren. Am Ende dieses Dialogs erscheint Arminius als würdig, „König der Deutschen“ zu werden, nicht nur ein König unter vielen Stämmen.[67] Ähnlich wurde diese Thematik unter anderem von Beatus Rhenanus und Philipp Melanchthon bearbeitet. Reformatorische Kreise sahen in Arminius’ Kampf gegen die römische Herrschaft eine historische Parallele für ihren Konflikt mit der römischen Kirche.[68] Zwischen 1550 und 1650 gilt Arminius als Vorbild von Tugend und Heldenmut. Die Varusschlacht spielt in dieser Zeit kaum eine Rolle.[69]

Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden in großer Zahl weitere Fassungen, die zunehmend als Unterhaltungsliteratur geschrieben wurden, bei denen die Ausschmückungen zunahmen und der historische Arminius in den Hintergrund trat. Die Idee, den Arminius-Stoff auf der Bühne zu präsentieren, stammte aus Frankreich, wo Jean-Galbert de Campistron 1684 eine Tragödie in Paris uraufführte. Die Franzosen machten aus dem Arminiusstoff eine Geschichte von Liebesrivalitäten um Thusnelda. Die Helden der Autoren waren starke Persönlichkeiten, welche adlige Tugenden von mutiger Entschlossenheit, Großherzigkeit und Opferbereitschaft auf den Weg zur großen Liebe verkörperten. In Frankreich wurden diese Tugenden umso mehr gepriesen, je mehr der alte Adel durch das französische Königtum in die Defensive geriet. Im Zeitalter des Barock sahen sich die Franzosen ebenfalls als Nachkommen der Germanen und störten sich noch nicht daran, dass die Deutschen Arminius ihrerseits als Vaterlandsbefreier ansahen. Das Libretto Giovanni Claudio Pasquinis stellt das Liebespaar Arminius und Thusnelda in den Mittelpunkt, Hauptgegner ist Segestes, der eine Verständigung mit den Römern anstrebt. Besonders im Barock war das Publikum im Wesentlichen an der tragischen Liebesgeschichte von Arminius und Thusnelda interessiert. Antagonisten sind nicht Varus oder andere Römer, sondern stets der Germane Segestes, der seine Landsleute verrät und die eigene Tochter dem Feind ausliefert.

Eine bedeutende historische Interpretation des Arminius-Stoffes im Barockzeitalter stellt der 1689/90 postum erschienene höfisch-historische Roman Großmuethiger Feldherr Arminius von Daniel Casper von Lohenstein dar. In dem mehr als 3000 Seiten starken Werk versinnbildlicht der Germane Arminius den damals regierenden Kaiser Leopold I. Offenkundig sieht Lohenstein im „großmuethigen“ Feldherrn Arminius und dessen kluger, ausgleichender Politik ein historisches Vorbild für einen starken Kaiser, der die Reichsstände hinter sich zu vereinigen vermag. Denn im ausgehenden 17. Jahrhundert führten widerstreitende Partikularinteressen der Landesfürsten – ähnlich wie die Zwistigkeiten unter den germanischen Stämmen – vielfach zu außenpolitischen Gefährdungen durch Frankreich und das Osmanische Reich (in Lohensteins Sterbejahr 1683 standen die Türken vor Wien). Lohenstein schildert also die Gegenwart im Gewande der alten Geschichte, obgleich er die Handlung sehr genau an dem von Tacitus überlieferten Ablauf der historischen Ereignisse nach der Varusschlacht ausrichtet.

Arminius findet als Symbolfigur vaterländischer Tugenden, altdeutscher Heldengesinnung und eigenständiger Nationalkultur in der Ode Hermann und Thusnelda von 1752 Eingang in die Lyrik und später in den drei Barditen Hermanns Schlacht (1769), Hermann und die Fürsten (1784) und schließlich Hermanns Tod (1787) von Friedrich Gottlieb Klopstock. Mit den drei Barditen wollte Klopstock an die von Tacitus überlieferten Schlachtgesänge (barditus) anknüpfen. Sie bedienen sich in der Schilderung des Geschehens zwischen Varusschlacht und der Ermordung Hermanns nicht nur eines neuen lyrisch-deklamatorischen Tons, sondern wirken auch besonders opernhaft-stilisiert in den zum Ausdruck gebrachten Gefühlen. Das Blutmotiv, das sich häufig in Klopstocks Barditen findet, verherrlicht die Bereitschaft, sein eigenes Leben für das Vaterland zu opfern:

„Aber singt mir nun das Lied derer, die ihr Vaterland mehr als ihr Leben liebten. Denn ich sterbe! Alle: O Vaterland! o Vaterland! Mehr als Mutter, und Weib und Braut! Mehr als blühender Sohn Mit seinen ersten Waffen!“[70]

In Klopstocks Barditen, den religiös-patriotischen Weihegesängen, wird Arminius somit zum Vorbild wahrer Vaterlandsliebe stilisiert.

Im 18. Jahrhundert kamen weitere politische Aspekte bei der Umsetzung des Arminius-Stoffes hinzu, besonders der Kampf des Partikularismus gegen die Zentralgewalt. Die Idee, dass Arminius von seinen Verwandten an einer dauerhaften Errichtung einer Zentralgewalt gehindert worden sei, wurde als das tragische und mahnende Beispiel seiner Zeit angesehen, so von Justus Möser, der den politischen Zusammenhalt der deutschen Gebiete nach innen literarisch unterstützen wollte.

Der Arminiusstoff inspirierte im 17. und insbesondere im 18. Jahrhundert die gesamte deutsche Geisteselite: Johann Elias Schlegel (1743), Justus Möser (1749), Christoph Otto von Schönaich (1751), Christoph Martin Wieland (1751), Jakob Bodmer (1756), Friedrich Hölderlin (1796) und schließlich auch Johann Wolfgang von Goethe, der 1801 an einem Entwurf arbeitete. Das 18. Jahrhundert war zugleich mit mindestens 37 Titeln Höhepunkt der Arminius-Opern.[71]

Nationaler Mythos im 19. Jahrhundert

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Hermannsschlacht, Kronprinz Friedrich Wilhelm, 1810
Grabmale alter Helden, Caspar David Friedrich, 1812
Die Hermannsschlacht, Theaterankündigung des Kleist-Dramas von 1923
Hermann zersprengt die Ketten von Germania (Karl Russ, Radierung, Leipzig 1813). Die Darstellung war eine Reaktion auf die Leipziger Völkerschlacht vom Oktober 1813 und der Niederlage Napoleons.
Hermann Heights Monument in New Ulm, Minnesota, USA, von deutschen Einwanderern von 1888 bis 1897 errichtet.

Vor allem im 19. Jahrhundert wurde die Person des Arminius als „Hermann der Cherusker“ zunehmend von deutschnationalen Chauvinisten vereinnahmt. Beginnend mit den Befreiungskriegen gegen die französische Besatzung galt die Abgrenzung nach außen als zentrale Thematik des Arminius-Stoffes. Friedrich Ludwig Jahn machte sich in seinem 1810 zum ersten Mal erschienenen folgenreichen Buch Deutsches Volksthum Gedanken darüber, wie mit der Erinnerung an den von ihm „Volksheiland“ genannten Hermann als Sieger in der „Hermannsschlacht“ und an Heinrich den Großen (919–936) als „Staatsretter“ gegenüber den Ungarn nationale Erweckungsfeiern eingerichtet werden können.[72] Der Maler Caspar David Friedrich, ein Anhänger der patriotischen Bewegung der Deutschen Burschenschaft, für die Jahns Buch zur Pflichtlektüre wurde,[73] spielte in der symbolischen Bildsprache seines Werkes Grabmale alter Helden auf die politischen Ereignisse an. Während der Kriege gegen Napoleon wurde der als Hermannsschlacht interpretierte Sieg des Arminius für die Deutschen zum Symbol der Selbstbehauptung und der Befreiung von den Franzosen. Im Jahr 1814 wurde der erste Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht von den Deutschen, die sich selbst als „Enkel Hermanns“ bezeichneten, als nationales Fest, als „Zweite Herrmannsschlacht“ gefeiert.[74]

Die bekannteste Bearbeitung des Arminius-Motivs dieser Zeit, die Hermannsschlacht Heinrich von Kleists, die dieser unter dem Eindruck der napoleonischen Besetzung eines Teils von Deutschland im Jahre 1808 schrieb, verknüpft den politischen Mythos mit der tagespolitischen Situation. Die Römer symbolisieren die napoleonischen Besatzer und werden subtil beschrieben, während auf der Gegenseite die Cherusker Preußen darstellen. Unter den uneinigen deutschen Stammesfürsten erkennt nur der „Preuße“ Arminius die Notwendigkeit eines germanischen Widerstandes. Hermann wird in diesem Schauspiel edeldenkend, politisch selbstbewusst, tatkräftig und wirkungsvoll dargestellt.

Die Hermannsschlacht wurde erst am Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht am 18. Oktober 1860 im Breslauer Stadttheater uraufgeführt. Ab den deutsch-französischen Kriegen und der deutschen Reichsgründung wurde das Werk häufiger inszeniert. Noch zu Beginn des Ersten Weltkriegs verkündeten Boten im Berliner Schillertheater zwischen den Akten dieses Dramas Siegesmeldungen von der französischen Front.[75]

Deutlicher als bei Kleist wurde der Bezug zu Frankreich in der zeitgenössischen Lyrik, die deutsche Soldaten gegen französische Truppen unter Bezug auf die „Hermannschlacht“ ins Feld ziehen ließ. Deutsche Soldaten wurden „Cherusker“ oder „Enkel Hermanns“ genannt.[76] Unter demselben Titel verfasste 1835 Christian Dietrich Grabbe ein Theaterstück, mit dem er seine Sehnsucht nach einem freien, geeinten Deutschland zum Ausdruck bringen wollte und die Bedeutung des Arminius für die deutsche Geschichte hervorhob. Grabbes Die Hermannsschlacht wurde erst 1936 uraufgeführt. Für den Nationalsozialismus war es attraktiv, da es „um das Verhältnis von Führer und Volk […] als gewachsene, verpflichtende Lebens- und Schicksalsgemeinschaft“ ging.[77]

Die Darstellung des Arminius in der Oper änderte sich ebenfalls im 19. Jahrhundert. In den Jahren 1813 bis 1850, als zwölf weitere Arminius-Opern entstanden[78], war das Hauptthema nun nicht mehr die Liebesgeschichte zwischen Arminius und Thusnelda, sondern die „Befreiung Deutschlands“ durch den Freiheits- und Nationalhelden Arminius. Allein drei Opern zwischen 1835 und 1848 tragen den Titel Hermannsschlacht.[79] Weiterhin betitelte der Komponist Franz Volkert seine 1813 in Wien uraufgeführte Oper Hermann, Germania’s Retter, und die von Hermann Küster 1850 in Berlin uraufgeführte Arminius-Oper heißt Herrmann der Deutsche. Max Bruch schrieb 1877 ein Oratorium Arminius, das ohne jede Ideologisierung auskommt und noch heute aufgeführt wird.

Auch in der bildenden Kunst wurde der Arminius-Stoff in nationalistischer Funktion aufgearbeitet. Bereits 1768 forderte Cornelius von Ayrenhoff alle Fürsten Deutschlands auf, Arminius ein Denkmal zu setzen, um so „die Nation mit den größten ihrer Helden bekannter zu machen und durch die Thaten ihrer Voreltern das Feuer der Tapferkeit und des erloschenen Patriotismus in ihr zu entflammen“.[80] In der Folge wurden zahlreiche Denkmäler projektiert, jedoch nicht verwirklicht. Eine Ausnahme war der Vorschlag des Bildhauers Ernst von Bandel, der wegen seiner patriotischen Gesinnung Arminius ehren wollte. Bandel ging davon aus, dass die Schlacht im Teutoburger Wald stattgefunden habe. Die Entscheidung, das Denkmal auf der Grotenburg zu erbauen, wurde jedoch aus praktisch-ästhetischen Überlegungen getroffen. 1838 begann der Bau des Hermannsdenkmals. Vier Jahre später wurde auf Anweisung des bayerischen Königs Ludwig I. die Hermannsschlacht im Giebelfeld der an der Donau neu errichteten Walhalla in Stein verewigt.

Kurz nach dem Baubeginn des Hermannsdenkmals erschien 1844 Heinrich Heines Werk Deutschland. Ein Wintermärchen, in dem er die nationale Begeisterung für den Arminius-Mythos ironisch kommentierte:

„Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann / mit seinen blonden Horden / so gäb’ es die deutsche Freiheit nicht mehr / wir wären römisch geworden!“[81]

Die Reaktionsphase und finanzielle Schwierigkeiten brachten den Bau des Denkmals nach der Revolution von 1848/49 bis 1863 zum Stillstand. Erst durch die Gründung des Deutschen Reiches nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) und das damit wieder aufkommende Nationalgefühl wurde das Denkmalprojekt wieder populär. Sowohl der neue deutsche Reichstag als auch Kaiser Wilhelm I. ermöglichten mittels Großspenden 1875 die feierliche Einweihung des Denkmals.[82] Das sieben Meter lange Schwert auf dem Hermannsdenkmal trägt die Inschrift: Deutsche Einigkeit meine Stärke – meine Stärke Deutschlands Macht (siehe auch Hermannsdenkmal).

Ihr nationales Bekenntnis zeigten Turnvereine, Burschenschaften und auch einige Freimaurerlogen dadurch, dass sie sich nach Arminius benannten.[83] In Schulbüchern, die um 1871 erschienen sind, wird für die deutsche Geschichte und die Nationenbildung als erstes Ereignis immer die Varusschlacht und Arminius als nationale Leitfigur angeführt.[84] Der Arminius-Kult steigerte sich in dieser Zeit zu nationalen Überlegenheitsansprüchen gegenüber anderen Nationen. So sprach 1872 Felix Dahn in seinem Siegesgesang nach der Varusschlacht: „Heil dem Helden Armin. Auf den Schild hebet ihn. Zeigt ihn den unsterblichen Ahnen: Solche Führer wie den gib uns, Wodan, mehr – und die Welt, sie gehört den Germanen!“[85] Als Symbol des „Deutschen“ schlechthin wurde Hermann im 19. Jahrhundert auch von Emigranten als Erinnerung an die Heimat verwendet, etwa durch die Errichtung eines Hermannsdenkmals in New Ulm im Süden Minnesotas. Die Stifter brachten damit „ihr Bekenntnis […] zur deutschen Abstammungsgemeinschaft“ zum Ausdruck.[86]

Arminiusbild bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

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Die Arminius-Begeisterung steigerte sich in den folgenden Jahrzehnten und „erreichte ihren höchsten Ausschlag“ im Jahr 1909.[87] In Detmold wurde die 1900-Jahr-Feier der Schlacht veranstaltet.[88] In der Weimarer Republik diente der Hermannslauf der Deutschen Turnerschaft der Bekundung der staatlichen Einheit und weniger dem Verlangen nach militärischer Souveränität.[89] Es traten 1925 insgesamt 120.000 Turner aus allen Teilen des Deutschen Reiches zu einem Stern- und Staffellauf an.[90] Der Hermannmythos erlebte aber in den zwanziger Jahren unter dem Einfluss des als nationale Schmach empfundenen Versailler Vertrags eine signifikante Verschiebung. Weg von der Feier eines triumphalen Sieges, hin zur mahnenden Betrachtung des tragischen Bildes eines durch innere Zwietracht um die Früchte seines Sieges gebrachten und meuchlings ermordeten Helden, als der unter dem Signum der Dolchstoßlegende nun sowohl Hermann als auch in Siegfried gedeutet wurden. Der Publizist Otto Ernst Hesse schrieb im Krisenjahr 1923:

„Und doch ist es kaum nötig, Arminius zu heroisieren. Die Gegner haben es bereits selbst getan. Was wir hinzulesen müssen […] ist die Tragödie Hermanns – die Tragödie Deutschlands und des Deutschtums, die da beginnt, wo das deutsche Volk in die Geschichte eintritt.“[91]

Die tragische Arminius-Deutung erreichte besondere Wirkungsmacht im völkisch-nationalistischen Diskurs der so genannten Konservativen Revolution und ihres Vordenkers Arthur Moeller van den Bruck. In seinem 1923 erschienenen Werk Das Dritte Reich wird den Germanen eine angeblich rassisch begründete „Kampfesfreude und Kampffähigkeit“ angedichtet, als deren Kronzeuge Arminius erscheint. Dieser habe als charismatischer Führer sein Volk herausgerissen aus „Festefeiern, Müßiggang und Trägheit“ und erst die freudige Unterordnung unter seinen Willen habe den Germanen des ersten Jahrhunderts die angeblich wahre Freiheit gebracht. Diese antidemokratische Geschichtsklitterung, die bei den rechten Feinden der Weimarer Republik weit verbreitet war, ließ sich nur allzu leicht im nationalsozialistischen Sinne als Vorbild künftiger deutscher Einheit und Stärke unter der Führung Adolf Hitlers umdeuten. Im Wahlkampf zur Landtagswahl in Lippe 1933, dem letzten vor der sogenannten „Machtergreifung“, griffen die Nationalsozialisten ausgiebig auf den Hermannmythos zurück.[92] Ein Wahlplakat etwa zeigte Hitler mit verschränkten Armen und entschlossenem Blick vor dem Hintergrund des Hermannsdenkmals und einer aufgehenden Sonne, in deren Mitte das Hakenkreuz stand. Einen Text hatte das äußerst sprechende Motiv dann nicht mehr nötig.[93]

Nach 1933 wurde die Person des Arminius noch häufig literarisch rezipiert, vor allem unter dem Aspekt der populären Geschichtsvermittlung. Jedoch distanzierten sich die Nationalsozialisten von der Figur des Arminius, da die konsolidierte nationalsozialistische Herrschaft im „Führer“ selbst ihre Leitfigur fand. In der nationalsozialistischen Ideologie leitete der Führer die Legitimation seines politischen und militärischen Handelns nicht aus der Geschichte, sondern aus dem eigenen Wollen ab. Neben ideologischen Aspekten spielten auch außenpolitische Aspekte bei der Distanzierung zu Arminius eine Rolle, besonders die Rücksicht auf den italienischen Verbündeten. Im Jahr 1936 wurde bei einem Staatsbesuch Benito Mussolinis auf Anweisung der Reichskanzlei das Hermannsdenkmal aus dem Programm genommen, da man befürchtete, es könne ihn beleidigen.[94] In der ganzen Zeit des Nationalsozialismus gab es keine spektakuläre Großveranstaltung am Hermannsdenkmal. Das fehlende Interesse an der Arminiusgestalt zeigt sich auch darin, dass keine einzige Wehrmachts- oder SS-Einheit, kein Feldzugsplan, Kommandounternehmen oder Schiff den Namen Arminius trug.[95] Eine Ausnahme waren die Gobelinentwürfe von Werner Peiner. Hitler hatte 1940 acht Gobelins, die für die Marmorgalerie der neuen Reichskanzlei bestimmt sein sollten, in Auftrag gegeben, die acht große Schlachten, beginnend mit der Hermannschlacht, darstellen sollten. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler führt das geringe Interesse der Nationalsozialisten an der Arminius-Gestalt darauf zurück, dass „ihr Interesse mehr der germanischen Expansion galt als der Verteidigung des ‚heimatlichen Bodens‘.“ Als dann 1944 die Heere der Alliierten bis nach Deutschland vordrangen, sei es für eine Wiederbelebung des Arminiuskultes zu spät gewesen.[96]

Moderne Arminius-Rezeption

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Wie schon im 19. Jahrhundert werden mit vermehrtem Interesse wieder seit der Identifikation von Kalkriese als Schlachtenort historische Romane in insgesamt erheblicher Zahl veröffentlicht. Bei den erzählenden Werken konnten nach dem Zweiten Weltkrieg mindestens 66 Titel, die meisten nach 1980 veröffentlicht, gezählt werden.[97]

Daneben gibt es zahlreiche andere Bearbeitungen, die aber teilweise den Schwerpunkt nicht auf die Person des Arminius legen, sondern auf die Varusschlacht. So wurde diese Schlacht dreimal filmisch aufbereitet. Der von Leo König gedrehte Stummfilm Die Hermannschlacht (Uraufführung 1924) stand unter nationalistischen und antifranzösischen Eindrücken während des Ruhrkampfes. Der Film von Alessandro Blasetti La corona di ferro (Uraufführung 1941) hat nur wenige Gemeinsamkeiten mit dem historischen Arminius. Ferdy Baldwin drehte 1967 den Sandalenfilm Hermann der Cherusker – Die Schlacht im Teutoburger Wald. Die Gemeinschaftsproduktion Die Herrmannschlacht wurde 1995 in Düsseldorf uraufgeführt. Der Unterhaltungsfilm spielt sowohl in der Antike als auch im 19. Jahrhundert.[98] In der Netflix-Serie Barbaren (2020) wird der aufstrebende Offizier Arminius (Laurence Rupp) von Varus selbst zum Anführer der Cherusker bestimmt und wechselt dann die Seiten.[99]

Zur 125-Jahr-Feier am 16. August 2000 war das Hermannsdenkmal weniger eine Stätte nationaler Identifikation, sondern diente vielmehr der Vermarktung.[100] Die Feier fand ohne nationale Prominenz statt und erhielt kaum Resonanz in der überregionalen Presse. 1999 wurde mit dem Arminius auf dem Denkmal für eine Biermarke geworben, indem ihm ein riesiges Fußballtrikot übergezogen wurde.[101] Als Identifikation für die deutsche Nation wird Arminius bzw. das Hermannsdenkmal heute nicht mehr angesehen. Es haben sich jedoch Formen nationalistischer Arminiusverehrung in den Extrempositionen bis heute gehalten.[102] Im Jahr 2009 thematisierten Rechtsextremisten Arminius aus Anlass des zweitausendsten Jahrestages der Schlacht. Für sie war er im Rahmen ihrer ideologischen Vorstellungen ein Verteidiger der Heimat gegen fremde Eindringlinge. Demzufolge stellten sie Arminius als „Widerstandskämpfer“ gegen Migranten und die als „neues Rom“ betrachteten USA dar.[103]

Arminius in der neueren Forschung

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In der neueren Forschung wurden besonders zwei Thesen zu Arminius kontrovers diskutiert:

Nach Dieter Timpe, dessen 1970 veröffentlichte Arminius-Studien eine neue Phase der sachbezogenen Forschung zu Arminius einleiteten, war Arminius ein unter Eid stehender römischer Befehlshaber, der Aufstand damit eine Meuterei der germanischen Auxiliareinheiten gegen die Legionen des Rheinheeres. Ursache der Varusschlacht sei also nicht ein auf breiter Basis geführter Volkskampf gewesen, sondern eine interne militärische Revolte.[104] Der römische Kaiser Augustus habe dies verschwiegen, um davon abzulenken, dass die Rebellion aus der Mitte des eigenen Heeres kam. Denn damit wäre eine der Grundstützen der militärischen Strategie in Frage gestellt worden, nämlich die Verwendung größerer germanischer Auxiliartruppen. Diese Hypothese sorgte besonders außerhalb der Wissenschaft für heftige Diskussion und stößt in der heutigen Geschichtswissenschaft auf geteilte Zustimmung. Für sie spricht, dass Augustus Rekrutierungsschwierigkeiten nach der Varusniederlage hatte.[105] Mit seiner Hypothese, nach der Arminius lediglich der heimtückische, eidbrüchige Anführer einer Meuterei von germanischen Hilfstruppen war, schuf Timpe einen Kontrapunkt zu der konservativ-pathetischen-nationalen Geschichtstradition, die Arminius als den umsichtigen Führer der germanischen Freiheitsbewegung ansah.[106]

Reinhard Wolters lehnte die Timpe-These strikt ab, dennoch schlussfolgerte er, dass durch die Rekrutierungsschwierigkeiten die germanischen Kontingente in größerer Anzahl beansprucht wurden.[107] Andererseits wird die These durch die Ausgrabungen am Kalkrieser Berg gestützt, bei denen keinerlei Waffen oder Trachtbestandteile germanischer Stammeskrieger gefunden wurden.[108] Gegen die These Timpes wurde weiterhin argumentiert, dass der Titel eines römischen Ritters dafür nichts hergebe, da die Karrieren der Führer der sich herausbildenden regulären Auxiliareinheiten in dieser Zeit zu unterschiedlich waren und der Titel nicht einmal die Regel war.[109] Außerdem erwähne keine einzige Quelle die Rebellion einer Auxiliareinheit gegen die Legionen des Varus, obwohl dies ein schwerwiegender Vorfall gewesen wäre. Gegen die Formulierung Timpes „einer internen militärischen Revolte“ hat der Göttinger Althistoriker Gustav Adolf Lehmann eingewandt, dass die Darstellungen von Cassius Dio[110] und Tacitus[111] die antirömische Erhebung ausdrücklich als gemeinsame Sache von principes (Stammesadel) und plebs (Volksmasse) des cheruskischen Stammes hervorheben.[112]

Des Weiteren ist die Interpretation einer Passage bei Velleius „adsiduus militiae nostrae prioris comes“[113] sehr umstritten. Ernst Hohl hat sie mit „ständiger Begleiter meiner früheren Dienstzeit“ übersetzt,[114] während militia bisher als „Feldzug“ verstanden wurde. Durch diese These kam Hohl zur Schlussfolgerung, dass der Cherusker als ritterlicher Offizier im Heer des Augustus dieselbe Laufbahn wie Velleius und gleichzeitig mit ihm zurückgelegt habe. Dadurch würde sich auch der Lebenslauf des Arminius grundlegend ändern. Nach der These Hohls sähe der Lebenslauf des Arminius folgendermaßen aus:

  • 19 v. Chr. Geburt
  • um 8 v. Chr. als römische Geisel Aufnahme in die Prinzenschule auf dem Palatin[115]
  • um 1 v. Chr. Eintritt in die Armee als römischer Tribun
  • Teilnahme am Orientfeldzug des C. Caesar, wobei er sich den Namen „der Armenier“ (Armenius) erwarb (bzw. sein Name so geprägt wurde)
  • 6 n. Chr. Ende der römischen Karriere und Rückkehr in die Heimat der Cherusker

Die Mehrheit der Forscher ist der These Hohls jedoch weitgehend nicht gefolgt. Gegen sie wurde unter anderem argumentiert, dass die Worte adsiduus comes auch nur ein „längeres Beisammensein“ bedeuten können, was seine Interpretation entscheidend abschwächen würde. Weiterhin wurde argumentiert, dass die Velleiusstelle nicht tragfähig genug sei, um weitreichende Folgerungen für die Biografie des Arminius zu ziehen. Auch ist über den angeblichen Eintritt des Arminius in eine römische Prinzenschule sonst nichts bekannt.

Das sorgfältige Quellenstudium Timpes hat dazu beigetragen, dass bei den Ausgrabungen von Kalkriese keine nationalen Überschwänglichkeiten aufkamen. Die Studien Timpes legen auch heute noch den Grundstein für die weitere aktuelle Forschung über Arminius und die römisch-germanischen Beziehungen zu seiner Zeit.

Barbara Patzek hat 1988 die Varusschlacht und die anschließenden Auseinandersetzungen zwischen Römern und den Germanen ethnografisch begründet. Ein Teil der Germanen habe sich durch die Begegnung mit der römischen Kultur in einem äußerlich nicht bemerkbaren Zustand der Verunsicherung befunden. Durch die Erziehung adliger Söhne in Rom, zu denen Arminius gehörte, habe der Fast-Römer Arminius die intellektuelle Fähigkeit gewonnen, die römische Kultur abzulehnen und dieses Unbehagen der Germanen gegenüber der römischen Kultur zu formulieren und politisch umzusetzen. Dementsprechend interpretiert Patzek die Varusschlacht und die weiteren Auseinandersetzungen nicht als Volksaufstand der Germanen, sondern als Folge einer kulturellen Bewegung.[116]

Alexander Demandt hat im Jahr 1995 staatsrechtliche Aspekte beim Handeln des Arminius diskutiert. Demandt sieht die Geschichte des Arminius als wichtige Phase der Staatsentstehung. Das Handeln des Arminius bezeichnet er als Ansatz zum Verfassungswandel, wobei sich ein locker gefügtes Stammeswesen zu einem dauerhaften dynastischen Stammeskönigtum entwickele. Jedoch ist es weder Arminius noch einem anderen westgermanischen Herrscher gelungen, ein Stammeskönigtum zu begründen. Die Gründe dafür sieht Demandt im Adel, der einerseits die Voraussetzung für die Bildung persönlicher Herrschaft ist, andererseits aber die Verfestigung der Monarchie behinderte – beispielsweise wurde Arminius von Verwandten getötet und das Königtum des Marbod gestürzt. Eine weitere Ursache sieht Demandt in Rom selbst: Das Reich habe allgemein Könige unterstützt, wenn diese sich in die römische Klientel fügten, jedoch die Adelsopposition gestärkt, wenn diese zu stark wurden. Demandt bezieht seine Argumentation hier auf die wirtschaftliche und militärische Stärke, welche die Germanen zur Abwehr bewegt habe. Diese Stärke spiegele sich darin, dass Arminius die römische Kriegsschule durchlief und eng mit der römischen Kultur in Berührung kam.[117]

Der historische Arminius

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Rezeption der Arminius-Gestalt

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  • Michael Dallapiazza: Arminius. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 8). Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02468-8, Sp. 107–120.
  • Volker Gallé (Hrsg.): Arminius und die Deutschen. Dokumentation der Tagung zur Arminiusrezeption am 1. August 2009 im Rahmen der Nibelungenfestspiele Worms. Worms Verlag, Worms 2011, ISBN 978-3-936118-76-6.
  • Otto Höfler: Siegfried, Arminius und der Nibelungenhort (= Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse. 332). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0234-8.
  • Otto Höfler: Siegfried, Arminius und die Symbolik. Winter, Heidelberg 1961.
  • Klaus Kösters: Mythos Arminius. Die Varusschlacht und ihre Folgen. Aschendorff, Münster 2009, ISBN 978-3-402-00444-9.
  • Gerd Unverfehrt: Arminius als nationale Leitfigur. In: Ekkehard Mai, Stephan Waetzoldt (Hrsg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmalpolitik im Kaiserreich (= Kunst, Kultur und Politik im Deutschen Kaiserreich. 1). Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-1321-1, S. 315–340.
  • Martina Wagner-Egelhaaf (Hrsg.): Hermanns Schlachten. Zur Literaturgeschichte eines nationalen Mythos. Aisthesis, Bielefeld 2008, ISBN 3-89528-714-8.
  • Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte, Mythos, Literatur. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Schöningh, Paderborn u. a. 2003, ISBN 3-506-79751-4.
  • Martin M. Winkler: Arminius the liberator. Myth and ideology. Oxford University Press, Oxford 2016, ISBN 978-0-19-025291-5.
Commons: Arminius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Tacitus: Annalen 2,88,2.
  2. Velleius 2,118,2.
  3. Tacitus: Annalen 2,10.
  4. Velleius 2,118.
  5. Tacitus: Annalen 2,10.
  6. Günther Moosbauer: Die Varusschlacht. 2. Auflage. München 2009, S. 70.
  7. Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: Historische Zeitschrift. Bd. 167, 1943, S. 457–475, hier: S. 459 ff.
  8. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. Beck, München 2008, S. 97. Vgl. dazu auch: Peter Kehne: Der historische Arminius … und die Varusschlacht aus cheruskischer Perspektive In: 2000 Jahre Varusschlacht: Mythos. Herausgegeben vom Landesverband Lippe, Stuttgart 2009, S. 104–113, hier: S. 105.
  9. Cassius Dio 56,19,2.
  10. Cassius Dio 56,18,5; 56,19,3; Velleius 2,118,4.
  11. Velleius 2,118,2 ff.; Cassius Dio 56,19,2–3.; Florus 2,30,33; Tacitus: Annalen 1,58,2.
  12. Dazu Jörg Daumer: Aufstände in Germanien und Britannien. Unruhen im Spiegel antiker Zeugnisse. Frankfurt am Main 2005, S. 93 ff.
  13. Vgl. Peter Kehne: Lokalisierung der Varusschlacht? Vieles spricht gegen Mommsen – alles gegen Kalkriese. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde. Bd. 78, 2009, S. 135–180.
  14. Uwe Ebbinghaus: Jede Legion schmiedet anders. Neues von der Varusschlacht: Der „metallurgische Fingerabdruck“ der 19. Legion liefert ein wichtiges Indiz zur Lokalisierung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. November 2022, Nr. 268, S. 12.
  15. Velleius 2,117,1.
  16. Tacitus: Annalen 1,61.
  17. Theodor Mommsen: Die Örtlichkeit der Varusschlacht. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band IV, Berlin 1906 (Erstveröffentlichung 1885: Die Örtlichkeit der Varusschlacht. Sitzungsbericht der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin), S. 200–246, hier: S. 234.
  18. Dieter Timpe: Arminius-Studien. Heidelberg 1970, S. 113.
  19. Cassius Dio 56,22,2a; Velleius 2,120,4; Tacitus: Annalen 2,7.
  20. Frontin: Strategemata 2,9,4.
  21. Klaus-Peter Johne: Die Römer an der Elbe. Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen Antike. Berlin 2006, S. 175.
  22. Tacitus: Annalen 2,9-10.
  23. So Herwig Wolfram: Die Germanen. München 1995, S. 39.
  24. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Varus, Arminius und das römische Germanien. In: Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer, Uwe Puschner und Christian Wendt (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden. Berlin 2012, S. 3–21, hier: S. 14 (abgerufen über De Gruyter Online).
  25. Dieter Timpe: Arminius-Studien. Heidelberg 1970, S. 114 f.
  26. Heinz Bellen: Die germanische Leibwache der römischen Kaiser des julisch-claudischen Hauses. Mainz 1981, S. 41. Die Quellenstelle: Tacitus: Annalen 1,24,2.
  27. Vgl. die unterschiedlichen Darstellungen Velleius 2,120–121; Sueton: Tiberius 18–20; Cassius Dio 56,24,6.
  28. Sueton: Augustus 23, 2.
  29. Velleius 2,119,5.
  30. Kurt Pastenaci: Die Kriegskunst der Germanen. Karlsbad 1943, S. 200.
  31. Ralf Günter Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation, Bonn 2001, S. 117 f.
  32. Tacitus: Annalen 2,18-22; 1,55.
  33. Tacitus: Annalen 1,58,6.
  34. Tacitus: Annalen 11,16.
  35. Tacitus: Annalen 1,63.
  36. Tacitus: Annalen 1,63–69.
  37. Tacitus: Annalen 2,9-10.
  38. Tacitus: Annalen 2,16-26.
  39. Zur politischen Parteinahme der germanischen Stämme vgl. Ralf Günter Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation, Bonn 2001, S. 117 f.
  40. Tacitus: Annalen 2, 46.
  41. Tacitus: Annalen 2,45.
  42. Tacitus: Annalen 2, 88.
  43. Tacitus: Annalen 2,88. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. Beck, München 2008, S. 97 ff.
  44. Strabon 7,1,4.
  45. Velleius 2,118,1 f.
  46. Florus 2,30,37.
  47. Tacitus: Annalen 2,88,3.
  48. Tacitus: Annalen 1,59,3.
  49. Tacitus: Annalen 2,9,3.
  50. Vgl. Reinhard Wolters: Die Römer in Germanien. München 2004, S. 53 f.
  51. Änne Bäumer: Senecas Aggressionstheorie, ihre philosophischen Vorstufen und ihre literarischen Auswirkungen. Frankfurt/Main 1982, S. 77.
  52. Frank M. Ausbüttel: Germanische Herrscher. Von Arminius bis Theoderich. Darmstadt 2007, S. 10, 25.
  53. Cassius Dio 56,19,2.; Strabon 7,1,4 und öfter, sowie an einigen Stellen in den Tacitushandschriften (Annalen 1,55, 2,88 und 11,16).
  54. Velleius 2,118,2.
  55. Harald von Petrikovitz: Arminius. In: Bonner Jahrbücher. Bd. 166 (1966), S. 175–193, hier: S. 177 ..ein Cognomen ex virtute nicht Armenius, sondern Armeni(a)cus heißen müßte.
  56. Klaus Bemmann: Arminius und die Deutschen. S. 104.
  57. Martin Luther: Tischreden. 5,415.
  58. Michael Dallapiazza: Arminius. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik. Stuttgart/Weimar 2013, Sp. 107–120, hier: Sp. 115.
  59. Adolf Giesebrecht: Über den Ursprung der Siegfriedsage. In: Germania. 2, 1837, S. 203 ff. (online); dazu auch Otto Höfler: Siegfried, Arminius und die Symbolik. Heidelberg 1961, S. 22 ff.
  60. Carl Courtin: Carl Ludwig Sands letzte Lebenstage und Hinrichtung. Frankenthal 1821, S. 21 (zitiert nach Ulrich Schulte-Wülwer: Das Nibelungenlied in der deutschen Kunst und Kunstliteratur zwischen 1806 und 1871. Phil. Diss. Kiel 1974, S. 74).
  61. Otto Höfler: Siegfried Arminius und die Symbolik. Mit einem historischen Anhang über die Varusschlacht. Heidelberg 1961, S. 60–64.
  62. Tacitus, Annalen 2,88,3; Tacitus, Germania 2,2.
  63. Otto Höfler: Siegfried, Arminius und die Symbolik. In: Wolfdietrich Rasch (Hrsg.): Festschrift für Franz Rolf Schröder zu seinem 65. Geburtstage. Heidelberg 1959. S. 11–121. Otto Höfler: Siegfried, Arminius und der Nibelungenhort. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Bd. 332. Wien 1978.
  64. Johannes Fried: Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik. München 2004, S. 255–289.
  65. Michael Dallapiazza: Arminius. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik. Stuttgart/Weimar 2013, Sp. 107–120, hier: Sp. 110.
  66. Tacitus: Annalen 2,88,2.
  67. Hans Gert Rolof: Der Arminius des Ulrich von Hutten. In: Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Paderborn u. a. 1995, S. 211–238.
  68. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 180.
  69. Werner M. Doyé: Arminius. In: Etienne Francois, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Bd. 3. München 2001, S. 587–602, hier: S. 591.
  70. Zitiert nach: Henning Buck: Der literarische Arminius – Inszenierungen einer sagenhaften Gestalt. In: Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land: Archäologische Forschungen zur Varusschlacht. Bramsche 1993, S. 267–281, hier S. 273.
  71. Paola Barbon, Bodo Plachta: Arminius auf der Opernbühne des 18. Jahrhunderts. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.) Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Paderborn 1995, S. 265–290, hier: S. 266.
  72. Friedrich Ludwig Jahn: Deutsches Volksthum. Hildesheim-New York 1980 (Neudruck der Auflage von 1813), S. 349 f., 359, 389 f., 395.
  73. Günther Jahn: Friedrich Ludwig Jahn, Volkserzieher und Vorkämpfer für Deutschlands Einigung. Göttingen-Zürich 1992, S. 33.
  74. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 186 f.
  75. Reinhard Wolters, Die Römer in Germanien. 5., durchgesehene und aktualisierte Auflage. München 2006, S. 114.
  76. Vgl. Gerd Unverfehrt: Arminius als nationale Leitfigur. Anmerkungen zu Entstehung und Wandel eines Reichssymbols. In: Ekkehard Mai, Stephan Waetzoldt (Hrsg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmalpolitik im Kaiserreich. Berlin 1981, S. 315–340.
  77. Uwe Puschner: „Hermann, der erste Deutsche“ oder: Germanenfürst mit politischem Auftrag. Der Arminius-Mythos im 19. und 20. Jahrhundert. In: Ernst Baltrusch u. a. (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden. Berlin u. a. 2012, S. 257–285, hier: S. 261 (abgerufen über De Gruyter Online). Klaus von See: ‚Hermann der Cherusker‘ in der deutschen Germanenideologie. In: Ders.: Texte und Thesen. Streitfragen der deutschen und skandinavischen Geschichte. Heidelberg 2003, S. 63–100, hier: S. 75.
  78. Siehe die Zusammenstellung der ermittelten Arminius-Opern bei Paola Barbon, Bodo Plachta: Arminius auf der Opernbühne des 18. Jahrhunderts. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Paderborn 1995, S. 265–290, hier: S. 289 f.
  79. Siehe die Zusammenstellung der ermittelten Arminius-Opern bei Paola Barbon, Bodo Plachta: Arminius auf der Opernbühne des 18. Jahrhunderts. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Paderborn 1995, S. 265–290, hier: S. 290.
  80. Hubert Schrade: Das deutsche Nationaldenkmal. München 1934, S. 95.
  81. Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Kap. 11.
  82. Zur Einweihungsfeier siehe Charlotte Tacke: Denkmal im sozialen Raum. Nationale Symbole in Deutschland und Frankreich im 19. Jahrhundert. Göttingen 1995, S. 216–229.
  83. Uwe Puschner: „Hermann, der erste Deutsche“ oder: Germanenfürst mit politischem Auftrag. Der Arminius-Mythos im 19. und 20. Jahrhundert. In: Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer, Uwe Puschner und Christian Wendt (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden. Berlin u. a. 2012, S. 257–285, hier: S. 267 (abgerufen über De Gruyter Online).
  84. Monika Flacke: Die Begründung der Nation aus der Krise. In: Mythen der Nationen: ein europäisches Panorama. Begleitband zur Ausstellung des Deutschen Historischen Museums vom 20. März 1998 bis 9. Juni 1998. München/Berlin 1998, S. 101–128, hier: S. 101 f.
  85. Felix Dahn: Armin der Cherusker. Erinnerungen an die Varus-Schlacht 9 n.Chr. München 1909, S. 45 f. Zitiert nach Reinhard Wolters: Die Römer in Germanien. 4., aktualisierte Auflage, München 2004, S. 115.
  86. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 189 f.
  87. Volker Losemann: Nationalistische Interpretationen der römisch-germanischen Auseinandersetzung. In: Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. Paderborn u. a. 1995, S. 419–432, hier: S. 420. Uwe Puschner: „Hermann, der erste Deutsche“ oder: Germanenfürst mit politischem Auftrag. Der Arminius-Mythos im 19. und 20. Jahrhundert. In: Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer, Uwe Puschner und Christian Wendt (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden. Berlin u. a. 2012, S. 257–285, hier: S. 270 (abgerufen über De Gruyter Online).
  88. Charlotte Tacke: Denkmal im sozialen Raum. Nationale Symbole in Deutschland und Frankreich im 19. Jahrhundert. Göttingen 1995, S. 228–244. Dirk Mellies: Politische Feiern am Hermannsdenkmal nach 1875. In: 2000 Jahre Varusschlacht. Mythos (Katalog zur Ausstellung des Landschaftsverbandes Lippe in Detmold, 16. Mai – 25. Oktober 2009). Stuttgart 2009, S. 263–272, bes. S. 263–265.
  89. Werner M. Doyé: Arminius. In: Etienne Francois, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Bd. 3. München 2001, S. 587–602, hier: S. 599 f.
  90. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 196.
  91. Andreas Dörner: Politischer Mythos und politische Symbolik. Der Hermannmythos. Zur Entstehung des Nationalbewußtseins bei den Deutschen. Reinbek 1996, S. 230 ff.
  92. Andreas Dörner: Politischer Mythos und politische Symbolik. Der Hermannmythos. Zur Entstehung des Nationalbewußtseins bei den Deutschen. Reinbek 1996, S. 234 f.
  93. Abgebildet bei Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1994, S. 219.
  94. Volker Losemann: Nationalistische Interpretationen der römisch-germanischen Auseinandersetzung. In: Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. Paderborn u. a. 1995, S. 419–432, hier: S. 424 f. Werner M. Doyé: Arminius. In: Etienne Francois, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Bd. 3. München 2001, S. 587–602, hier: S. 600.
  95. Klaus Bemmann: Arminius und die Deutschen. Essen 2002, S. 253.
  96. Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Berlin 2009, S. 179.
  97. Michael Dallapiazza: Arminius. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik. Stuttgart/Weimar 2013, Sp. 107–120, hier: Sp. 115; Stefan Cramme: Historische Romane über das alte Rom.
  98. Michael Dallapiazza: Arminius. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik. Stuttgart/Weimar 2013, Sp. 107–120, hier: Sp. 118.
  99. Tilman Spreckelsen: Der Germane ist des Römers Wolf. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Oktober 2020, Nr. 247, S. 13.
  100. Uwe Puschner: „Hermann, der erste Deutsche“ oder: Germanenfürst mit politischem Auftrag. Der Arminius-Mythos im 19. und 20. Jahrhundert. In: Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer, Uwe Puschner und Christian Wendt (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden. Berlin u. a. 2012, S. 257–285, hier: S. 281 (abgerufen über De Gruyter Online).
  101. Werner M. Doyé: Arminius. In: Etienne Francois, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Bd. 3. München 2001, S. 587–602, hier: S. 599.
  102. Volker Losemann: Nationalistische Interpretationen der römisch-germanischen Auseinandersetzung. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.) Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Paderborn 1995, S. 419–432, hier: S. 432. Uwe Puschner: „Hermann, der erste Deutsche“ oder: Germanenfürst mit politischem Auftrag. Der Arminius-Mythos im 19. und 20. Jahrhundert. In: Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer, Uwe Puschner und Christian Wendt (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden. Berlin u. a. 2012, S. 257–285, hier: S. 281 (abgerufen über De Gruyter Online).
  103. Elmar Vieregge: 2000 Jahre Varusschlacht – Welche Bedeutung hat Arminius für den Rechtsextremismus? In: Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2010/2011 Erster Halbband, Frankfurt 2011, S. 165–172.
  104. Dieter Timpe: Arminius-Studien. Heidelberg 1970. S. 49.
  105. Cassius Dio 56,23,1–3.
  106. Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: Historische Zeitschrift. Bd. 167 (1943), S. 457–475, hier: S. 474.
  107. Reinhard Wolters: Römische Eroberung und Herrschaftsorganisation in Gallien und Germanien. Zur Entstehung und Bedeutung der sogenannten Klientel-Randstaaten. Bochum 1990 (Bochumer historische Studien. Alte Geschichte, Nr. 8), S. 228.
  108. Jörg Daumer: Aufstände in Germanien und Britannien: Unruhen im Spiegel antiker Zeugnisse. Frankfurt/Main 2005, S. 97.
  109. Reinhard Wolters: Römische Eroberung und Herrschaftsorganisation in Gallien und Germanien. Zur Entstehung und Bedeutung der sogenannten Klientel-Randstaaten. Bochum 1990 (Bochumer historische Studien. Alte Geschichte. Nr. 8), S. 214.
  110. Cassius Dio 56,18,4.
  111. Tacitus, Annalen 1,55,2 f.
  112. Gustav Adolf Lehmann, Die Varus–Katastrophe aus der Sicht des Historikers. In: Bendix Trier, Rudolf Aßkamp (Hrsg.): 2000 Jahre Römer in Westfalen, Mainz 1989, S. 85–98, hier: S. 94.
  113. Velleius 2,118,2.
  114. Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: Historische Zeitschrift. Bd. 167 (1943), S. 457–475, hier: S. 458.
  115. Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: Historische Zeitschrift. Bd. 167 (1943), S. 457–475, hier: S. 465.
  116. Barbara Patzek: Fremdverstehen in Tacitus’ „Germania“. In: Historische Zeitschrift. Bd. 247 (1988), S. 27–51, hier S. 46.
  117. Alexander Demandt: Arminius und die frühgermanische Staatenbildung. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Paderborn u. a. 1995, S. 185–196.